Bericht von der Jahresversammlung des Kulturstadt Wolfenbüttel e.V.

Prof. Dr. Christoph Helm, Vorsitzender

 

Wolfenbüttel. Der Verein Kulturstadt Wolfenbüttel hat erneut ein schwieriges Jahr erfolgreich beendet. Das betonte der Vorsitzende Christoph Helm während der Jahresversammlung im Konzertsaal des Prinzenpalais. Durch die Corona-Pandemie gab es zahlreiche Einschränkungen. Trotzdem konnten fast alle Veranstaltungen stattfinden, die der Verein geplant hatte. Allerdings mussten die Organisatoren mit großem Aufwand Termine neu festlegen.

„Es ist schwierig, in dieser Situation Vereinsarbeit zu machen“, betonte Helm. Unerlässlich sei es dennoch: „Der kulturelle Austausch ist ein wichtiger Teil unserer Identität. In einer Kulturstadt wie Wolfenbüttel gilt das ganz besonders.“

Bereits im zweiten Jahr in Folge habe der Verein vor fast unlösbaren Herausforderungen gestanden. Um überhaupt Veranstaltungen durchführen zu können, habe man zunächst digitale Streaming-Möglichkeiten genutzt. So sei die Eröffnungsveranstaltung in der Landesmusikakademie via Internet übertragen worden, ohne dass Besucher im Saal gewesen seien. „Auch für uns war das eine Premiere“, betonte Helm.

Später folgten hybride Veranstaltungen. Diese wurden im Internet gestreamt. Zugleich waren wenige Gäste zugelassen.

Und weil das Publikum nicht zu den Veranstaltungen kommen konnte, beschloss der Verein, die Veranstaltungen zum Publikum zu bringen und organisierte unter dem Titel „Praetorius in der Stadt“ ein Konzert an mehreren öffentlichen Plätzen in der Innenstadt. Helm: „Wir haben Wolfenbüttel zum Klingen gebracht.“

Unter erheblichem Aufwand mussten Veranstaltungen neu geplant werden. Die Februar-Konzerte konnten erst im November stattfinden. Dazu mussten die Terminkalender mit den Künstlern neu abgestimmt werden. Zudem gab es Unwägbarkeiten beim Einsatz der Chöre. Es war lange nicht klar, ob sie vor den Auftritten überhaupt proben konnten.

„Trotzdem konnten wir den Hauptteil der Veranstaltungen zum Praetorius-Jahr in einem Block und mit Publikum präsentieren“, bilanzierte Helm zufrieden. Zwei Konzerte fanden in Kooperation mit dem Verein TonArt statt. Das Adventskonzert „Praetorius Plus“ mit adventlichen Chorsätzen von Michael Praetorius und anderen Komponisten ist für Samstag, 18. Dezember in der Kirche St. Trinitatis geplant.

Pläne gibt es auch für eine Dauerausstellung zu Praetorius. Sie soll nächstes Jahr auf der Empore der Hauptkirche Beatae Mariae Virginis eröffnet werden.

Gemeinsam mit Wolfenbütteler Schulen organisierte der Verein ein Schülersymposion zum Thema Praetorius. Helm: „Uns ist es gelungen, eine Brücke zwischen jung und alt zu schlagen.“

Schließlich gab es Praetorius auch noch für den Musikgenuss zuhause. 2021 erschien die fünfte CD der Reihe Musik auf Schloss Wolfenbüttel.

Für das Jahr 2022 ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Museum Schloss Wolfenbüttel geplant. Entstehen soll unter anderem eine Sonderausstellung zum Thema Kunst und Handwerk. In Planung sind außerdem sieben bis acht Konzerte mit Musik von Praetorius. Das erste soll bereits am 12. Februar stattfinden. Zudem wird es Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr des Komponisten Heinrich Schütz (1585 bis 1672) geben.

Neues Mitglied im Verein ist die Moses-Mendelsohn-Stiftung. Vor dem Hintergrund der aktuellen Sanierung der ehemaligen Samson-Schule am Neuen Weg komme dieser Zusammenarbeit besondere Bedeutung zu, betonte Helm: „Die inhaltliche Ausgestaltung wird in enger Abstimmung mit dem Verein Kulturstadt geschehen.“

Während der Versammlung wurde der Vorstand des Vereins in seinen Ämtern bestätigt: Vorsitzender Professor Dr. Christoph Helm, Stellvertreter Dr. Christian Heitzmann, Schatzmeister Wilhelm Schmidt, Beisitzer Dr. Brage bei der Wieden, Dr. Sandra Donner, Prof. Dr. Jochen Luckhardt und Prof. Dr. Matthias Heintzen.

 

Stadtheimatpfleger Rudolf Fricke

Stadtheimatpfleger Rudolf Fricke hielt unter dem Titel „Finken, Elster und die Reichsstraße 1“ einen Vortrag  zu dem international bedeutenden Wolfenbütteler Physiker Julius Elster. Elster und seinem Physiker-Kollegen Hans Geitel wird das Themenjahr 2023 gewidmet sein.

Fricke blickte faktenreich weit in der Biografie zurück und befasste sich auch ausführlich mit der Familie von Elsters Frau, der Wolfenbüttelerin Emilie Fink. Die Hochzeitsfeier des Paares fand im Saal des Hauses an der Reichsstraße 1 statt, der heute für Konzerte genutzt wird. Damals war das Gebäude im Besitz der Bankiersfamilie Fink.

Emilie zeigte offenbar wenig Interesse an den Forschungen ihres Mannes. Eine von  Frickes Thesen dazu: Sie sei früh psychisch kränkelnd und reizbar gewesen. In der Ehe zog sie sich bald zurück und befasste sich immer intensiver mit Musik.

Kurz nachdem ihr Mann 1920 gestorben war, nahm sie sich mit Gift das Leben.

 

Kai-Uwe Ruf

Freier Journalist und Redakteur

 


 

Wolfenbütteler Schaufenster vom 05.12.2021